Grundlagen
Um die Ursachen einer ungewollten Kinderlosigkeit und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten (IUI, IVF, ICSI, IMSI, Embryoscope) zu finden, ist es unerlässlich, zunächst die physiologischen Abläufe eines weiblichen Zyklus zu kennen.
Der weibliche Zyklus
Der monatliche Zyklus der Frau ist ein komplizierter Vorgang, der einerseits über die Fruchtbarkeit entscheidet, andererseits für Gesundheit und Wohlbefinden der Frau von entscheidender Bedeutung ist.
Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) bildet das Hormon FSH (Follikel stimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon). Unter der Einwirkung von FSH reift im Eierstock der Frau eine Eizelle heran. Diese Eizelle befindet sich in
einem Eibläschen (Follikel), aus dem sie in Zyklusmitte durch die Ausschüttung des LH freigesetzt und in den Eileiter abgegeben wird. Diesen Vorgang bezeichnet man als Eisprung (Ovulation).
Der reifende Follikel bildet Östrogene, die für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut sorgen. Nach dem Eisprung ist die Eizelle bis zu 12 Stunden lang befruchtungsfähig. Die Befruchtung der Eizelle findet im Eileiter statt. Ein Spermium
dringt durch die Eihülle ein, die Zellkerne der Eizelle und des Spermiums (Vorkerne) verschmelzen, die Zellteilung beginnt. Die Wanderung des Embryos durch den Eileiter in die Gebärmutter dauert 4-5 Tage, währenddessen entwickelt
sich der Embryo weiter und erreicht idealerweise als sogenannte Blastocyste die Gebärmutter, wo er sich schließlich nach Schlüpfen aus der Eihülle einnistet. Entwickelt sich der Embryo bei seiner 5tägigen Wanderung durch den Eileiter
nicht bis in das Blastocystenstadium, so sind die Chancen für eine Einnistung sehr gering. Durch Abgabe von Signalstoffen (hCG) an den mütterlichen Organismus bleibt die Funktion des nach dem Eisprung im Eierstock entstandenen Gelbkörpers
erhalten. Der Gelbkörper bildet das Gelbkörperhormon (Progesteron), das die Schwangerschaft aufrecht erhält. Tritt keine Schwangerschaft ein, stellt der Gelbkörper nach 14 Tagen seine Hormonproduktion ein, und es kommt zur Menstruationsblutung.
Die Hormone der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) wirken auf die weiblichen Sexualhormone ein und lassen ein Eibläschen (Follikel) heranwachsen. Je größer der Follikel wird, desto näher rückt der Eisprung. Gleichzeitig werden im Follikel vermehrt Östrogene (E2) gebildet. Diese Hormone wiederum bauen die Gebärmutterschleimhaut auf und öffnen den Gebärmutterhals (Cervix) auf einige Millimeter. Außerdem sorgen sie dort für die nötige Produktion an Cervixsekret, das den Spermien den Zugang in die Gebärmutter ermöglicht.
Die maximale Östrogenproduktion durch den reifen Follikel führt zur Ausschüttung von LH aus der Hypophyse. Dadurch werden abschließende Reifungsprozesse der Eizelle in Gang gesetzt, die zum Eisprung führen. Der Eileiter (Tube) der entprechenden Seite fängt das reife, befruchtungsfähige Ei auf. Am Ende des Eileiters sollte dann die Befruchtung der Eizelle mit einem Spermium erfolgen. Die Spermien wurden zuvor aktiv von der Gebärmutter in den Eileiter gepumpt, auf dessen Seite auch der Eisprung stattfindet. Die Beweglichkeit der Spermien ist dann für das Eindringen in die Eizelle verantwortlich. Entsteht ein Embryo, so wird dieser vom Eileiter in Richtung Gebärmutter befördert.
Am 5. bis 6. Tag nach dem Eisprung nistet sich der Embryo in der entsprechend vorbereiteten Gebärmutterschleimhaut ein. Hierzu sollte der Embryo möglichst im sog. Blastozystenstadium die Gebärmutter erreichen. Der Embryo gibt Hormonsignale ab und signalisiert damit dem Eierstock (Ovar) die Implantation. Der Gelbkörper bleibt erhalten und bildet das Hormon Progesteron aus. Dieses ist verantwortlich für den Erhalt der Schwangerschaft.
Das Ei im Eileiter wurde nicht befruchtet. Der Eierstock erkennt dies, da aus der Gebärmutter keine hCG-Hormonsignale kommen. Es bildet sich zwar ein Gelbkörper; der aber geht nach ca. 10 bis 14 Tagen zugrunde. Dadurch fällt der Gelbkörperhormongehalt (Progesteron) im Blut, und es kommt zur Abblutung der Gebärmutterschleimhaut. Der 1. Tag des neuen Zyklus hat begonnen.